Ein Baby auf einer Liege, es trägt eine Bandage
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Babyhüfte im Fokus

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Bei manchen Neugeborenen kommt es zu Entwicklungsverzögerungen in puncto Hüfte. Ein früher Ultraschall kann diese Symptome aufdecken und für eine rasche Therapie sorgen.

Constantin lag im Mutterleib, mit dem Becken voran und wurde deshalb per Notkaiserschnitt auf die Welt gebracht. Mit dieser Geburtsposition hatte der Säugling auch ein erhöhtes Risiko für eine Hüftdysplasie. Das ist eine häufige und angeborene Erkrankung des kindlichen Haltungs- sowie Bewegungsapparates, erklärt Univ.- Prof.in Dr.in Catharina Chiari, MSc, Leiterin der Abteilung für Kinderorthopädie und Fußchirurgie am Orthopädischen Spital Speising. „Darunter versteht man eine Hüftreifungsverzögerung. Hier ist die Hüftgelenkspfanne zu klein angelegt, sodass der Hüftkopf nur unzureichend überdacht wird.“ In der Folge findet der Kopf des Oberschenkelknochens darin nicht genug Halt. Im schwersten Fall, der sogenannten Hüftluxation, rutscht der Hüftkopf sogar aus der Gelenkspfanne heraus. Von einer Dysplasie sind etwa zwei Prozent aller Neugeborenen betroffen.

Konservative Therapie mit Gurten

So wie der kleine Constantin. Seine Diagnose nach dem Hüftultraschall lautete Hüftdysplasie, zum Glück in milder Form. Die Therapie startete unverzüglich, erzählt seine Mutter Corinna, selbst Ärztin im Orthopädischen Spital Speising. „Wir mussten Constantin sogenannte Zügerl anlegen, die er rund um die Uhr trug.“ Letztere werden nach ihrem Erfinder auch Pavlik-Bandage genannt und bestehen aus einem Brust- sowie zwei Unterschenkelgurten mit Fersensicherung, durch die die Knie des Säuglings nach außen und zur Brust gezogen werden. „Die Sitz-Hock-Position ist ideal für Betroffene einer Hüftdysplasie, denn in dieser Stellung wird der Hüftkopf tief in die Pfanne hineingedrückt. So kann das Hüftgelenk am besten nachreifen und die Verknöcherung in Ruhe stattfinden“, beschreibt Chiari die Therapie. Meist reicht die konservative Methode als Behandlung aus. Essenziell ist die rechtzeitige Anwendung.

Kinderorthopädin Catharina Chiari hat Constantin gerade eine Pavlik-Bandage angelegt.
Foto: Alek Kawka

Kinderorthopädin Catharina Chiari hat Constantin gerade eine Pavlik-Bandage angelegt.

Screening statt OP

Wird der frühe Therapiebeginn verpasst, beeinträchtigt das lang- fristig die Funktion der Hüfte. „Das Hüftgelenk wird instabil. Das führt mittelfristig zu Schmerzen und Gangstörungen. Schließlich kommt es zu Folgeschäden.“ Der Knorpel nütze sich vorzeitig ab. Resultat sei laut der Orthopädin ein sehr früher Arthrose- beginn. „Typischerweise treten die ersten Symptome bereits im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter auf.“ Um schwerwiegende Folgen zu vermeiden, gibt es in Österreich seit den frühen 1990er-Jahren ein verpflichtendes Screening in der ersten Lebenswoche und eine Kontrolle mit sechs bis acht Wochen im Rahmen der Mutter-Kind-Pass- Untersuchungen. „Die unreife Hüfte ist klinisch stumm, sie zeigt keinerlei Symptome. Die Ultraschalluntersu- chung ist die einzige Möglichkeit, sie zu entdecken.“ Durch das Screening ist die Anzahl Hüftoperationen mit nur 0,2 Diagnosen pro 1.000 Geburten sehr selten geworden.

Ultraschall als Gamechanger

Dank seiner milden Form der Hüftdysplasie musste Cons- tantin die Zügerl nur sechs Wochen lang tragen. Im Durchschnitt sind es jedoch vier bis sechs Monate. „Ihn selbst dürften die Gurte überhaupt nicht gestört haben. Er hat weder schlechter geschlafen noch sich anders verhalten“, berichtet seine Mutter und freut sich, dass die Therapie so schnell Wirkung zeigte. Um ein hochwertiges Screening breitgestreut garantieren zu können, veranstaltet das Orthopädische Spital Speising seit Jahren profes- sionelle Hüftsonografiekurse für Mediziner*innen, damit etwaige Probleme so früh wie möglich aufgedeckt und erfolgreich behandelt werden können.

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