Telemedizinische Angebote ermöglichen die Diagnose und Therapie von Schlafstörungen außerhalb des Schlaflabors, flexibel und sogar im eigenen Schlafzimmer.
Von Heike Kossdorff
In Österreich sind nach Schätzungen 800.000 bis 1,2 Millionen Menschen von schlafbezogenen Atmungsstörungen betroffen. Bisher erhält jedoch nur etwa ein Zehntel eine entsprechende Diagnose und Therapie. Doch das Bewusstsein für die Erkrankung nimmt stetig zu. Und damit auch die Anzahl jener Menschen, die medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
Eine zentrale Anlaufstelle ist das Schlaflabor des Herz-Jesu Krankenhauses Wien. Um möglichst rasch eine Abklärung und Therapie zu ermöglichen, setzt das Team auf innovative Methoden wie Telemedizin und unterstützt die Ressourcenplanung mit Künstlicher Intelligenz. Dr.in Katharina Mühlbacher ist die ärztliche Leiterin des Schlaflabors und der schlafmedizinischen Teleambulanz und weiß, wie wichtig die medizinische Versorgung Betroffener ist. „Schlafassoziierte Atmungsstörungen sind immer mit Atemaussetzern verbunden, Vorbote ist das Schnarchen. Sie sollten therapiert werden, weil sie nicht nur für große Tagesmüdigkeit sorgen, sondern auch für mögliche Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall.“
Maßgeblich beteiligt an der Umsetzung der größten telemedizinischen Ambulanz für schlafassoziierte Atmungsstörungen war Matthäus Krol, Bereichsleiter des Schlaflabors und Innovation Fellow. „Seit heuer bieten wir ein umfangreiches digitales Angebot an. Den Ankerpunkt stellt die Gesundheitsplattform Hallo Gesundheit der Vinzenz Gruppe dar. Sie ist das Medium, über das die gesamte Kommunikation zwischen Patient*in und Krankenhaus stattfindet, von der Telekonsultation über die Telediagnostik bis zum Telemonitoring.“
Neben stationären Analysen kann die Erstuntersuchung bei einigen Personengruppen auch per Telediagnostik durchgeführt werden. Nach der ärztlichen Ersteinschätzung erhalten Betroffene einen kleinen Polysomnographen für Zuhause. Das Gerät misst während des Schlafes verschiedene Werte, zum Beispiel Schlafstadien, Atemaussetzer oder Herzrhythmus. Die Messdaten erreichen das Schlaflabor digital. „Sie zeigen uns, ob eine schwergradige Schlafapnoe besteht und welche Behandlung sie erfordert“, so Mühlbacher. Die Diagnose wird per Telekonsultation besprochen. Nach der Therapieeinleitung wird die häusliche Überdrucktherapie telemonitorisch begleitet, um Patient*innen die Gewöhnungsphase zu erleichtern. „Mittels Telemonitoring können wir die Therapieeffizienz beobachten. Wir sehen, ob der Beatmungsdruck ausreichend ist, die Maske gut passt und die Nutzung regelmäßig ist.“
In Folge der Optimierung der Krankenhausressourcen durch KI ist es möglich, die Expertise im Schlaflabor zielgerechter einzusetzen und Zeit zu sparen, ohne auf Qualität verzichten zu müssen. „So sind derzeit rund doppelt so viele Patient*innenkontakte pro Jahr möglich“, berichtet Krol. „Das bedeutet eine stark verkürzte Wartezeit von nur mehr eineinhalb Monaten.“ Und damit neue Hoffnung für Betroffene.
Headerbild: Medizinerin Katharina Mühlbacher erklärt die Diagnose per Telekonsultation.
© Manuela Horny