Dr.in Margarita Bessas arbeitet als Anästhesistin im Operationssaal. Nebenbei ist sie als Flugbegleiterin auf der Kurz- und Mittelstrecke in Europa und Ägypten unterwegs.
Von Claudio Honsal
Vinzenz magazin: Wollten Sie immer schon Ärztin werden?
Dr.in Margarita Bessas: Nicht wirklich. Ich war in der Schule eher in Richtung Mathematik, Physik und Biologie orientiert. Dann wollte ich eigentlich Psychiaterin werden. Den Umgang mit Menschen fand ich immer spannend. Daher entschloss ich mich für das Medizinstudium in Stettin.
Nebenbei begannen Sie 2018 auch als Flugbegleiterin. Warum?
Nach meinem Studienabschluss lernte ich zufällig einen Flugbegleiter der Lufthansa kennen, der mir erzählte, dass man diesen coolen Job auch nur für ein oder zwei Saisonen ausüben kann. Der Beruf begeisterte mich schon immer. Außerdem wollte ich noch ein bisschen etwas von der Welt sehen, bevor ich voll in die Medizin einsteige. Also bewarb ich mich, und da ich Polnisch, Deutsch und Englisch sprach und somit alle Bedingungen erfüllte, wurde ich angenommen. Ich bereue das bis heute nicht. So bin ich nach Wien gekommen, zu einer Eurowings-Homebase.
Doch dann kam die Pandemie mit Lockdowns und machte Ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Ich war gerade bei meinen Eltern in Polen und kam nicht mehr weg. Also arbeitete ich als Sekundarärztin in der Notfallambulanz des Krankenhauses Stettin und begeisterte mich für die Anästhesie. Da ich durch Eurowings zuvor längere Zeit in Wien war, bewarb ich mich in Österreich als Ärztin und bekam die Zusage vom Ordensklinikum Linz Elisabethinen.
Das Fliegen gaben Sie aber dennoch nicht auf.
Nein, obwohl ich mich für die Wiederholung der Basisausbildung in Linz freistellen lassen musste. Doch seit Mai 2024 fliege ich wieder regelmäßig und pendle zwischen Linz und Wien.
Sie sind einen Tag Anästhesistin im OP und tags darauf als Flugbegleiterin unterwegs?
Ja, genau so läuft mein berufliches Doppelleben zurzeit ab. Allerdings ist meine weiteste Flugdestination Ägypten. Ansonsten fliege ich innerhalb Europas. Ich liebe die Abwechslung. Über den Wolken scheint immer die Sonne. Und im Ordensklinikum schätze ich die tolle Teamarbeit und fühle mich im OP sehr wohl. Auch meine Kolleg*innen in der Klinik finden es cool, wie ich das alles durchziehe.
An einem Tag steht Margarita Bessas im OP, am Tag darauf ist sie Teil der Crew eines Flugzeuges. / © privat
Hatten Sie über den Wolken schon medizinische Notfälle?
Ja, aber eher Kleinigkeiten wie Ohrenschmerzen und Blutdruckprobleme. Und einmal sogar einen psychotischen Fluggast. Die Kolleg*innen freuen sich jedenfalls, wenn ich Dienst mache. Denn wenn ich als Ärztin an Board bin, können sie medizinische Probleme sofort an mich delegieren und mir alle Entscheidungen überlassen.
Gibt es Parallelen zwischen Ihren beiden Berufen?
Durchaus. Im OP gibt es bei der Anästhesie drei Phasen, das Einleiten, der hoffentlich stabile Verlauf und das Ausleiten der Narkose. Das kann man sehr gut mit Flugphasen vergleichen, dem Start, einem ruhigen Flug und der Landung. Im OP sind das Aus- und Einleiten der Narkose die schwierigsten Momente, beim Fliegen Start und Landung. Aber natürlich kann in beiden Situationen auch während der stabilen Schlaf- beziehungsweise Flugphase etwas Unerwartetes passieren. Auch die Angst vieler Menschen ist eine Parallele, vor dem Fliegen wie einer Operation. Eigentlich sehr ähnliche Berufe.
Zwischen OP-Saal und Flughafen
Dr.in Margarita Bessas wurde 1991 in Stettin geboren, als Tochter eines Griechen und einer Polin. Zunächst wollte sie Psychiaterin werden. Doch dann studierte sie in ihrer Heimatstadt Medizin. Nach erfolgreichem Diplom startete sie 2017 ihr Basisjahr. Die junge Ärztin wollte noch etwas von der Welt sehen, also bewarb sie sich 2018 als Flugbegleiterin bei Eurowings, wurde angenommen und übersiedelte nach Wien. Die Pandemie verbrachte sie bei ihren Eltern in Stettin, wo sie im Krankenhaus als Sekundarärztin in der Notaufnahme arbeitete und sich für die Fachrichtung Anästhesie entschied. Seit 2022 ist sie Anästhesistin im Ordensklinikum Linz Elisabethinen und seit 2024 zusätzlich auf Eurowings-Flügen als Flugbegleiterin unterwegs. Ihre spärliche Freizeit widmet sie dem argentinischen Tango. Und die Nimmermüde denkt bereits darüber nach, vielleicht auch noch die Pilot*innenausbildung zu absolvieren.
Headerbild: Ordensklinikum Linz