Kind mit Brille bekommt ein Ice-Pack an den Hals gehalten.
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Erste Hilfe für Kinder

Medizin
Reportage

Bei Unfällen oder Notfällen von Kindern ist schnelles Handeln gefragt. Ein erfahrener Kinderarzt gibt medizinische Tipps und Anleitungen, wie Eltern zu Ersthelfer*innen werden.

Von Claudio Honsal

Primar Dr. Andreas Wimmer leitet die Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Die erfolgreiche Pädiatrie feiert heuer ein rundes Jubiläum, ihr 50-jähriges Bestehen.

Mit seinem Team betreut Wimmer tagtäglich junge Patient*innen und ihre erwachsenen Begleiter*innen. „Wenn es einem Kind schlecht geht, ist es nicht einfach, besorgten Eltern zu erklären, dass sie Ruhe bewahren sollen.“ Hier erklärt Wimmer die häufigsten medizinischen Notfälle von Kindern und wie anwesende Erwachsene helfen können.

Fremdkörper in der Luftröhre

Ein verschluckter Legostein oder Kirschkern kann rasch zur akuten Lebensbedrohung werden. Was tun, wenn es passiert? „Es ist wichtig, genau auf das Hustengeräusch zu hören. Kann das Kind noch husten? Geht am Fremdkörper noch so viel Luft vorbei, dass es einen Hustenstoß durchführen kann? In der Praxis klopfen Erwachsene bei tiefgelagertem Kopf und Oberkörper des Kindes mit der Hand fest zwischen seine Schulterblätter. Der Fremdkörper wird dann beim Husten ausgeschieden. Bei Bewusstlosigkeit oder akuter Atemnot bitte sofort die Rettung rufen und gegebenenfalls auch mit der Reanimation beginnen.“

Das Pseudokrupp-Virus

Pseudokrupp ist eine sehr häufige Virusinfektion im Kleinkindalter. Sie löst eine Schwellung unterhalb der Stimmbänder in der Luftröhre aus und äußert sich durch starken, bellenden Husten sowie Pfeifgeräusche beim Einatmen.

„Wichtig ist das Beruhigen des Kindes, damit es weniger Sauerstoff zum Atmen benötigt. Meistens tritt Pseudokrupp ganz überraschend in der Nacht auf. Es ist jedoch nicht so gefährlich, wie das Krankheitsbild im ersten Eindruck vermittelt. Durch das Einatmen von kalter Luft am offenen Fenster werden die Symptome meistens wieder besser.“

Kind liegt im Bett und hustet.

Bellender Husten und Pfeifgeräusche beim Atmen können ein Hinweis auf die Pseudokrupp-Infektion sein. / © iStock

Blockierte Atemwege

Die Symptome ähneln der Fremdkörperaspiration oder dem Pseudokrupp, werden jedoch zumeist durch Insektenstiche im Halsbereich direkt oder indirekt ausgelöst. „Es kann zu einer lokalen Schwellung im Hals kommen, die im Bereich der Atemwege, an den Lippen oder der Zunge ausgelöst wird. Akut kann man durch das Lutschen von Eiswürfeln und kalte Wickel die Symptome lindern. Eine allergische Reaktion erkennt man an einem Ausschlag am ganzen Körper, Atemnot, Bauchschmerzen und Erbrechen. Hier sollte unbedingt sofort eine Ärztin bzw. ein Arzt konsultiert werden, der den kleinen Patient*innen manchmal auch Adrenalin verabreichen muss.“

Fieberkrämpfe und Epilepsie

In Infektionszeiten häufen sich bei Kindern zwischen sechs Monaten und fünf Jahren epileptische Anfälle mit Zuckungen am ganzen Körper und hohem Fieber. Der Krampfanfall kann bis zu fünf Minuten andauern. Meistens harmlos, aber beängstigend für Eltern. „Eltern sollten beim Kind bleiben, um die Verletzungsgefahr während des Anfalls zu minimieren, und es in die stabile Seitenlage bringen. Falls krampflösende Zäpfchen vorrätig sind, bitte eines verabreichen. Weil die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Anfalls hoch ist, werden Kinder mit Fieberkrämpfen vom Notarzt meistens zur Beobachtung in die Klinik gebracht.“

Stabile Seitenlage bei einem jungen Bub

Die stabile Seitenlage bringt Kinder bei hohem Fieber in eine sichere Position. / © BHS Ried, Rambossek

Verbrennungen und Verbrühungen

Viele Kleinkinder verbrühen sich mit heißem Wasser. Der Kontakt mit offenem Feuer ist eher selten. „Wichtig ist eine sofortige lokale Kühlung der Brandstelle mit handwarmem fließendem Wasser bei etwa 20 Grad. Keinesfalls das Kind als Ganzes unter die kalte Dusche stellen. Das kann zu Unterkühlung führen.“

Blaues Ice-Pack wird auf Kinderarm gelegt

Bei Verbrühungen hilft lokale Kühlung oder handwarmes, fließendes Wasser. / © BHS Ried, Rambossek

Reanimation bei Kindern

Zunächst ein kurzer Check, ob Vitalzeichen feststellbar sind. Bei Bewusstlosigkeit und blauer Verfärbung des Kindes mit der Beatmung beginnen. „Wenn das Kind nach fünf Mund-zu-Mund-Beatmungen keine Reaktion zeigt, sollten Erwachsene mit der Herzdruckmassage beginnen. Der Brustkorb von Kindern soll circa zu einem Drittel eingedrückt werden. Der Rhythmus muss im Verhältnis von 15 Massagen zu zwei Beatmungen sein. Bei der Beatmung ist mit Gefühl vorzugehen, je nach Alter des Kindes.“

Reanimation bei einer Puppe

An einer Puppe führt der Kinderarzt die Herzdruckmassage vor. / © BHS Ried, Rambossek

Headerbild: Schnelle Hilfe nach einem Insektenstich am Hals: Eiswürferl lutschen und kalte Wickel auflegen.
© BHS Ried, Rambossek

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