
In Gesundheitsdiskussionen taucht oft die Frage auf, wie man Menschen gesund halten kann. Die einen schlagen als „Motivation“ Selbstbehalte vor, andere empfehlen Bonusmodelle für eine gesündere Lebensweise. In jedem Fall setzen sie beim Verhalten der Menschen an. Doch Verhaltensänderungen sind – das weiß jeder aus eigener Erfahrung – schwierig und langwierig.
Übersehen wird oft, dass das eigene Verhalten stark durch Lebensumstände geprägt ist. Eine neue EU-Studie zeigt, dass die Lebenserwartung steigt, die gesundheitliche Kluft zwischen sozialen Gruppen aber wächst. Menschen mit höherer Bildung oder besserem Einkommen sind deutlich gesünder. Das überrascht nicht, wenn man etwa eine neue Studie aus der Schweiz betrachtet: Wer länger feinstaubbelastete Luft einatmet, riskiert Veränderungen im Stoffwechsel und damit, an Diabetes zu erkranken. Übersetzt: Wer in billigeren Wohnungen an stark befahrenen Straßen leben muss, hat ein höheres Gesundheitsrisiko.
Das hat Folgen für uns alle: Schlechtere Gesundheit in unteren Einkommensgruppen führt zu mehr Krankenständen, geringerer Arbeitsfähigkeit und höheren Kosten für das Gesundheitssystem. Diese Umstände zu ändern, braucht Zeit. Rasch gelingen könnten Änderungen bei den Verhältnissen: In England wurde eine Steuer auf zuckerhaltige Softdrinks eingeführt. Die Industrie hat den Zuckergehalt halbiert, um der Steuer zu entgehen. Die Zahl der fettleibigen Kinder nahm in kurzer Zeit um acht Prozent ab. Jetzt führt England ein Werbeverbot für Fast Food ein. Auch hier werden sich rasch positive Folgen zeigen. Es könnte leicht gehen, wenn man etwas um die Ecke denkt.
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Bild: Tanzer_Gesund kommunizieren Media