
Bauchfellkrebs ist eine schwere Erkrankung. Oberarzt Dr. Klemens Rohregger erklärt, bei wem und wieso eine heiße Chemotherapie die Heilungschancen erhöhen kann.
Von Claudio Honsal
Oberarzt Dr. Klemens Rohregger leitet am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern das einzige zertifizierte Peritonealkarzinosezentrum Österreichs. Diese auf Bauchfellkrebs spezialisierte Einrichtung wurde 2013 gegründet.
Vinzenz magazin: Welche Funktion erfüllt das Bauchfell?
Oberarzt Dr. Klemens Rohregger: Das ist eine sehr dünne Schicht, die den Bauchraum und dessen Organe überzieht, als sehr gleitfähige Schutzhaut. Als flexible Grenzschicht sorgt es für gute Reibungsfähigkeit, Resorption und Infektabwehr bei eventuellen Erkrankungen im Bauchraum.
Wann und warum entsteht Bauchfellkrebs? Wie wird er erkannt?
Diese Krebsart ist in den allermeisten Fällen kein eigenständiger Tumor. Sie entsteht, wenn sich Krebszellen anderer Tumore im Bauchfell ausbreiten und dort Metastasen bilden. Nur das sehr seltene Mesotheliom, das zum Beispiel durch eine Asbestexposition hervorgerufen wird, geht direkt vom Bauchfell aus. Meist streuen andere Tumore auf das Bauchfell aus, von Magen, Dickdarm oder Eierstöcken. Der Tumor kann mittels CT, MRT und bei Verdacht auch mittels Laparoskopie und Bauchspiegelung festgestellt werden.
Kann Bauchfellkrebs operiert werden und wann kommt eine Chemotherapie zum Einsatz?
Wenn der Krebs bestimmte Grenzen einhält, kann er operiert werden. Meistens kommt es zu der Kombination mit einer Chemotherapie vor oder nach der OP. Dabei handelt es sich meist um eine schwere, lange Operation. Beim Ausmaß kommt es immer darauf an, wie ausgedehnt der Befall ist. Das kann von einer teilweisen Entnahme des Bauchfells bis hin zur Resektion ganzer Organe wie Dickdarm, Mastdarm oder Magenteilen reichen. Durch die sogenannte Zytoreduktion wird chirurgisch das gesamte sichtbare Krebsgewebe aus dem Bauchraum entfernt.
Wenn der Krebs bestimmte Grenzen einhält, kann er operiert werden.

Dr. Klemens Rohregger
Sie wenden die HIPEC-Therapie an, eine spezielle Form der Chemotherapie. Wie funktioniert sie?
Bekannt ist die hypertherme intraperitoneale Chemotherapie auch als heiße Chemotherapie. Am Ende der OP werden mehrere Schläuche in den Bauchraum eingeführt. Letzterer wird mittels eines Pumpheizgeräts mit einer 40 bis 42 Grad warmen Medikamentenlösung für ungefähr 90 Minuten gut durchgespült. Damit werden sehr kleine Tumorzellen vernichtet, die nicht gesehen werden. Die verbleibende Flüssigkeit läuft im Anschluss über eine Drainage ab oder wird vom Körper selbst abgebaut. Die Kombination aus Hitze und Zytostatika kann ein frühzeitiges Rezidiv verhindern, also dass der Krebs wiederkommt.
Kann es Komplikationen geben?
Die Komplikationsraten sind mit anderen großen viszeralen chirurgischen Operationen vergleichbar, aber in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Was auch an den verbesserten Operationstechniken liegt und den Tools, die wir heutzutage verwenden.
Wie gut stehen die Heilungschancen?
Das kommt immer auf den Tumor an, von dem der Bauchfellkrebs ausgeht, und die Ausdehnung der Erkrankung. Wichtig ist ein multimodales Zusammenwirken und Therapiekonzept in Kooperation mit der Onkologie, sodass die Möglichkeiten einer Heilung erhöht werden.
Was ist Bauchfellkrebs?
Die sekundäre Peritonealkarzinose ist eine Krebserkrankung des Bauchfells, also der dünnen Haut, die die Bauchorgane auskleidet und schützt. Sie entsteht nicht direkt im Bauchfell, sondern meistens durch die Ausbreitung anderer Krebserkrankungen. Krebszellen aus einem Tumor, zum Beispiel in Magen, Darm, Eierstock oder Bauchspeicheldrüse, lösen sich ab, gelangen in die Bauchhöhle und setzen sich auf dem Bauchfell fest. Hier wachsen sie weiter, bilden kleine Tumore oder Beläge und die Metastasierung setzt ein. Der primäre Bauchfellkrebs ist sehr selten. Hier entsteht der Krebs direkt aus den Zellen des Bauchfells. Die Ursache kann eine Belastung mit Asbest sein, ähnlich wie beim Lungenfellkrebs.
Headerbild: Das Bauchfell ist eine dünne gleitfähige Haut, die den Bauchraum und seine Organe überzieht.
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