In Wien werden derzeit hunderte Frauen mit der Diagnose metastasierender Brustkrebs behandelt. Eine davon ist Marion Schaufler, eine besonders positiv denkende Patientin.
Von Claudio Honsal
Marion Schaufler ist braungebrannt und strahlt über das ganze Gesicht. Mit ihrem Ehemann und ihren zwei Hunden war sie gerade auf Urlaub in Kroatien. Nun kehrt sie in die Arbeit zurück, als Sekretärin in der Hochschule Campus Wien. Schaufler ist 49, stolze zweifache Mutter und Krebspatientin, seit über einem Jahrzehnt.
2013 und 2020 besiegte sie bereits zwei voneinander unabhängige Formen von Brustkrebs. Doch seit 2023 kämpft sie gegen einen besonders bösartigen Tumor, der schon Metastasen gebildet hat. Eine heimtückische Form, für die es momentan keine Heilung gibt. Dennoch ist Schaufler ein beeindruckend positiver Mensch. „Man kann es nicht schönreden. Man ist angezählt, aber was ist die Alternative? Soll ich verzweifeln und sagen, das war’s?“ Sie lernte zu akzeptieren und zu kämpfen.
Das St. Josef Krankenhaus Wien wurde zum zweiten Zuhause. „Es ist meine kleine Insel, mein Anker, mein Felsen.“ 2002 und 2005 brachte sie hier ihre beiden Töchter zur Welt. 2013 startete sie hier ihre erste Krebsbehandlung, erinnert sie sich mit schwarzem Humor. „Das volle Wohlfühlprogramm. Zuerst die operative Entfernung des Tumors und die Amputation der linken Brust, danach die Chemo, bei der ich alle Haare verloren habe, gefolgt von einer Strahlentherapie. Später kam der Wiederaufbau der Brust.“
2014 galt sie als geheilt. Bis Schaufler im Mai 2020 aus heiterem Himmel mit einem neuen Symptom konfrontiert wurde. „Ich hatte ein Stechen in der Mitte der Brust.“ Es entpuppte sich als neuer Tumor, der weder operiert noch bestrahlt werden konnte.
Oberärztin Dr.in Sophie Roider-Schur betreut Schaufler seit 2017 als internistische Onkologin am St. Josef Krankenhaus Wien, gemeinsam mit einem interdisziplinären Team. „Brustkrebs ist heutzutage nicht mehr gleich Brustkrebs. Es gibt individuelle Therapiekonzepte für die unterschiedlichsten Formen und Stadien. Manche Krebstypen kommen bedauerlicherweise Jahre bis Jahrzehnte später wieder zurück. Frau Schaufler ist da leider keine Ausnahme.“
Mit einer Tablettentherapie in Form einer antihormonellen und einer CDK4/6-Behandlung kann das Team Schaufler über lange Zeit bestmögliche Lebensqualität ohne gravierende Nebenwirkungen schenken. „Wichtig ist, dass wir unsere Patientinnen gut kennen, um ihnen in jeder Lebenssituation die bestmögliche Therapie bieten zu können. Dafür ist gegenseitiges Vertrauen die Voraussetzung“, weiß die Onkologin aus der Praxis. Leider ereilte Schaufler noch während der zweiten Krebsbehandlung im September 2023 die nächste medizinische Hiobsbotschaft. Unter der rechten Achsel hatte sich eine spür- und messbare Lymphknotenmetastase gebildet. Der Brustkrebs war erneut fortgeschritten. „Da packte mich schon die Verzweiflung und ich fragte mich, warum ich?“, erinnert sich die Patientin an den Moment, in dem sich die Bedeutung von Glaube und Hoffnung verschob.
Trotzdem nahm sie den Kampf wieder auf, erstellte einen persönlichen Zeitplan und eine Bucket List mit Dingen, die sie noch erleben wollte.
Marion Schaufler zeigt dem Krebs lächelnd die Zähne. © Alek Kawka
Dank ihrer positiven Lebenseinstellung erfüllte sich bereits vieles. Im Vorjahr durfte sie die Hochzeit ihrer Tochter Julia und die Matura von Tochter Carina miterleben, „in bester Verfassung“. Schaufler strahlt bei der Erinnerung. „Ich bilde mir ein, dass ohne mich nichts geht, also werde ich mit positiver Energie weitermachen.“
Momentan absolviert Schaufler eine orale Chemotherapie in Kombination mit einer intravenösen Antikörpertherapie, mit wenig Nebenwirkungen. Außerdem steht eine weitere Lymphknotenbiopsie bevor. „Es sind aktuell keine kritischen Organe befallen und es kommen immer wieder neue Therapiemöglichkeiten auf den Markt“, schenkt Roider-Schur Hoffnung.
Kämpferin Schaufler geht erneut ihren Weg. „Der Krebs ist in meinem Rucksack und ich trage ihn immer mit mir. Aber ich werde auch weiterhin die Richtung bestimmen.“ Für Schicksalsgenossinnen hat sie nur einen Rat. „Darüber reden und nie stehen bleiben. Es geht immer wieder weiter. Hin und wieder zwar auch mal seitwärts oder ein Stück retour, aber dann auch wieder vorwärts.“ Ihre nächsten Meilensteine sind die Geburt des ersten Enkelkindes Ende September, natürlich im St. Josef Krankenhaus Wien. Und 2026 den 50er ihres Mannes und den eigenen zu feiern. „Ich möchte und werde noch leben, denn ich habe einiges vor“, blickt Schaufler positiv in die Zukunft. Sie definiert sich nicht über die Krankheit, sondern über ihre Ziele, Lieben und ihr Lachen.
Headerbild: Ärztin Sophie Roider-Schur wurde zur engen Vertrauten. © Alek Kawka