Transplant-Koordinatorin liefert Spenderorgan
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Lebensretterin im Hintergrund

Medizin
Erfahrungsbericht

Tamara Holzinger-Hammer ist Transplantkoordinatorin. Sie checkt die europaweiten Listen von Organspenden, ist bei Entnahmen im Operationssaal dabei und organisiert den Transport von lebensrettenden Organen wie Nieren, Herzen oder Lungen.

Wir helfen dabei, Leben zu verbessern, zu verlängern oder zu retten - eine sinnstiftende Arbeit

Tamara Holzinger-Hammer

Tamara Holzinger-Hammer

Leiterin der Transplant-Koordination

Der Berufsalltag von Tamara Holzinger-Hammer, BScN ist Stress wie Glück pur. Als Leiterin der Transplantkoordination am Ordensklinikum Linz Elisabethinen ist sie mit sechs Kolleg*innen die Schnittstelle zwischen Empfänger*innen und Spender*innen von Organen im Bundesland: Herz, Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm und Niere. Eine Arbeit gegen die Zeit. „Organe postmortaler Spender*innen können leider nicht beliebig lange transplantiert werden.“

Dennoch steht sie jeden Tag mit einem Lächeln auf. „Wir helfen dabei, Leben zu verbessern, zu verlängern oder zu retten – eine sinnstiftende Arbeit. Auch wenn ein anderes leider zu Ende geht.“

Trotz des beruflichen Einsatzes studierte die Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin Rechtswissenschaften. „Juristik war für mich immer ein interessantes Fachgebiet, ist aber keine Voraussetzung für den Beruf.“

Vier Zentren in Österreich

Beim Empfänger*innenmanagement betreut Holzinger-Hammer Menschen, die auf der Eurotransplant-Liste gereiht sind. Sie koordiniert ihre regelmäßigen medizinischen Untersuchungen, weil sie am Tag X fit für die OP in einem von nur vier Transplantzentren Österreichs sein müssen.

Bei der Zuteilung durch Eurotransplant werden u. a. die Größe der Organe, Blutgruppe und das Alter berücksichtigt. „Herzen entnehmen Chirurg*innen nur von Spender*innen, die maximal 65 sind.“ Nieren von Über-65-Jährigen werden dank des Eurotransplant-Senior-Programms an Empfänger*innen gleichen Alters vermittelt. „Das funktioniert sehr gut.“ Das Spender*innenmanagement startet schon, bevor der Computeralgorithmus der Stiftung eine Übereinstimmung in der Datenbank von acht zusammengeschlossenen Ländern gefunden hat. Hier koordiniert Holzinger-Hammers Abteilung die Entnahme der Organe. Sie ist regelmäßig im OP dabei. „Wir müssen stressresistent sein, eigenständig denken und rasch entscheiden.“

eine frisch entnommene Spenderniere
Foto: Ordensklinikum Linz

Die entnommene Spender-Niere muss ruckzuck verpackt und abtransportiert werden

59 Nieren 2023 in Linz transplantiert

Auch die Organisation der Beförderung von Teams und Organen ist Teil ihrer Aufgaben. Der Transport frisch entnommener Organe erfolgt meist in gekühlten Spezialboxen per Rettungsfahrzeug oder Helikopter. Dafür ist Holzinger-Hammers Team an 365 Tagen im Einsatz und hat eine 24/7-Rufbereitschaft. „Postmortale Organentnahmen finden oft in der Nacht statt, um den regulären OP-Betrieb der Spenderkrankenanstalten nicht zu stören.“

In Österreich finden pro Jahr etwa 700 Organtransplantationen statt, 400 davon betreffen die Niere. Das Ordensklinikum Linz Elisabethinen ist auf Nierentransplantationen spezialisiert und führt sie als einziges Krankenhaus Oberösterreichs durch. 2023 wurden 59 Nieren transplantiert. 25 Prozent waren laparoskopische Entnahmen von Lebendspender*innen. Die Vorteile: Für Spender*innen ist der Eingriff minimalinvasiv. Und für Empfänger*innen muss die Blutgruppe des Organs nicht übereinstimmen.

Organmangel in Österreich

In puncto Organspende gilt in Österreich: Wer das im Todesfall nicht will, muss sich aktiv in das Widerspruchsregister eintragen. Trotzdem herrscht Organmangel. Auf der von Holzinger-Hammers Team ständig aktualisierten Eurotransplant-Liste warten rund 180 Patient*innen auf eine postmortale Niere, durchschnittlich etwa dreieinhalb Jahre. Rudolf Brettbacher ist glücklicher Empfänger. Seit seinem siebenten Lebensjahr kämpfte der Oberösterreicher mit Diabetes. Ab 1990 zeigten sich Auswirkungen auf Augen, Nerven, Blutdruck und Nieren. 2000 wurden ihm Niere und Pankreas transplantiert. Heute hat er „ein neues Leben“. Für Holzinger-Hammer die beste Motivation: „Wir bekommen viel Glück und Freude retour.“     

Headerbild: Ordensklinikum Linz

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