
Ein Patient nimmt uns in sein Schlafzimmer mit. Österreichs größte telemedizinische Ambulanz für schlafbezogene Atmungsstörungen bietet dank digitaler Technik die Diagnose und Therapiebegleitung im eigenen Bett an.
Von Heike Kossdorff
Zoltan Hajduk vereinbart über die App „Hallo Gesundheit“ einen Telekonsultationstermin bei Dr.in Katharina Mühlbacher, der ärztlichen Leiterin des Schlaflabors und der schlafmedizinischen Teleambulanz im Herz-Jesu Krankenhaus Wien. Pünktlich zur ausgemachten Zeit sitzt sie vor ihrem Computer und begrüßt ihren Patienten. Er kommuniziert über die App auf seinem Smartphone mit ihr.
Der 35-Jährige ist seit letztem Herbst wegen Schlafproblemen in Therapie. „Ich konnte in keine Tiefschlafphase mehr gelangen, bin während der Nacht immer wieder aufgewacht und war deshalb am nächsten Tag sehr müde.“ Mit einer Überweisung seines Hausarztes wandte sich der Qualitätsmanager an das renommierte Schlaflabor. Beim Erstkontakt stand er vor der Wahl, sich für eine stationäre Untersuchung anzumelden oder sie telemedizinisch betreut zuhause zu absolvieren. „Da ich nicht in Wien lebe und beruflich eingespannt bin, war dieses zeitlich und örtlich flexible Angebot perfekt für mich.“
Zur Abklärung bekam Zoltan Hajduk ein Set für die polysomnographische Untersuchung zugeschickt. Hier werden während des Schlafs verschiedene Körperfunktionen gemessen, um Schlafstörungen zu diagnostizieren. „Die Anleitung für die Selbstverkabelung war leicht verständlich.“
Ein kleines Endgerät ist mit einer App verbunden. So lassen sich die Daten an das Schlaflabor übertragen. Die Mediziner*innen erstellen damit ihren Befund. „Die Daten zeigen etwa, wie viele Atemaussetzer der Patient pro Stunde hat“, erklärt Mühlbacher. Nach der Diagnostik folgt die Telekonsultation, also das Ärzt*innen-Patient*innen-Gespräch. Es kann telefonisch oder per Videotelefonat über die „Hallo Gesundheit“-App stattfinden. Hajduk wurde hier über die Diagnose und mögliche Therapieoptionen aufgeklärt. Die Überdruck-therapie leitet über eine Nasenmaske beziehungsweise Nasenmundmaske einen leichten Überdruck in die Atemwege, um sie offen zu halten und Atemaussetzer zu verhindern. Danach wird der Erfolg der Behandlung kontrolliert, auf Wunsch ebenfalls telemedizinisch.
Seit Anfang 2025 vereint das Schlaflabor sämtliche bereits etablierten digitalen Angebote in Wiens größter Teleambulanz für schlafbezogene Atmungsstörungen als zentrale Anlaufstelle für Betroffene. Matthäus Krol ist Bereichsleiter des Schlaflabors und Innovation Fellow. „Etwa 800.000 bis 1,2 Millionen Menschen in Österreich leiden unter schlafassoziierten Atmungsstörungen. Dank Telemedizin können wir nun viel mehr Patient*innen versorgen und die Wartezeit auf Behandlungen stark verkürzen.“
So wurden letztes Jahr 11.000 Patient*innenkontakte ermöglicht. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Termin liegt bei eineinhalb Monaten. Wie wichtig eine hohe Behandlungsdichte ist, betont auch die Leiterin des Schlaflabors: „Eine unbehandelte Schlafapnoe kann gravierende Auswirkungen haben, auf das Herz-Kreislauf-System, die Leistungsfähigkeit und auch die Fahrtüchtigkeit.“ Hajduk schläft seit seiner Überdrucktherapie tief und fest. Er empfiehlt die telemedizinische Behandlung uneingeschränkt. „Auch ältere Menschen sollten sich nicht scheuen, sie in Anspruch zu nehmen, denn sie ist sehr benutzerfreundlich konzipiert. Patient*innen können nichts falsch machen.“










Über die App „Hallo Gesundheit“ tauscht sich der Patient mit dem Team des Schlaflabors aus.

Bei der Telekonsultation erfolgt das Ärzt*innen-Patienten-Gespräch online.

KI-Anwendungen unterstützen die Arbeit von Schlafmedizinerin Dr.in Katharina Mühlbacher.

Der Zehn-Stunden-Trend der Polysomnographie

Das ambulante Gerät screent Hajduk auf Schlafapnoe.

Verschiedene Schlafmasken werden auf Eignung getestet.
Headerbild: Patient Zoltan Hajduk ist zu Hause mit dem Polysomnographen verkabelt.
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