Der intravaskuläre Ultraschall (IVUS) optimiert die Koronarangiographie im Herzkatheterlabor. Eine über 80-jährige Patientin hat erfahren, wie sich ihr Gesamtzustand dank dieser Methode verbessert hat.
Von Elisabeth Bauer & Katharina Sacken
Der Pensionistin Annemarie Haacker (81) war alles zu viel. „Ich musste immer wieder stehen bleiben und durchschnaufen. An Treppensteigen war nicht mehr zu denken.“ Fünf Jahre wurde sie auf eine Lungenkrankheit behandelt. Ihre Beschwerden linderte sie mit einem Spray. „Aber irgendwann half das auch nicht mehr.“ Ihr Lungenfacharzt überwies sie zu Fachärzt*innen für Kardiologie. So kam sie zu Martin Frömmels Spezialist*innenteam, das eine Koronarangiographie durchführte. Bei der ersten Herzkatheteruntersuchung stellten die Kardiolog*innen fest, dass aufgrund von Verkalkungen zwei Stents nötig waren.
Im Rahmen eines zweiten Eingriffs mittels Unterstützung durch den intravaskulären Ultraschall (IVUS) wurden sie exakt eingebracht. Dank einer Lokalanästhesie war die Patientin bei vollem Bewusstsein und kommunizierte während des Eingriffs mit dem Team im Operationssaal.
Es gibt vielfältige Symptome, die auf eine Herzerkrankung hinweisen, etwa Atemnot, Müdigkeit und Brustschmerzen. Zur Abklärung koronarer Herzerkrankungen gibt es verschiedene Untersuchungsmethoden. Die Herzkatheteruntersuchung im Rahmen einer Angiographie ist die speziellste und genaueste Darstellung der Herzkranzgefäße. Sie sollte jedoch nie am Anfang der Untersuchungskaskade stehen.
Primarius Dr. Martin Frömmel ist Vorstand der Kardiologie im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien. „Bei Beschwerden werden zuerst ein Herzultraschall und ein Belastungs-EKG durchgeführt und bzw. oder eine nuklearmedizinische Untersuchung und bzw. oder eine Computertomographie.“ Gibt es Anzeichen auf Verkalkungen und Verengungen, empfiehlt er in den meisten Fällen eine Koronarangiographie, um eine eindeutige Diagnose zu stellen und gleichzeitig weitere Behandlungsschritte setzen zu können. „Im Rahmen dieser kann ein intravaskulärer Ultraschall (IVUS) noch bessere Ergebnisse liefern.“
Kardiologe Martin Frömml bespricht mit Annemarie Hacker ihr Herzthema
(c) Michèle Yves Pauty
Bei der Angiographie im Herzkatheterlabor werden die Herzkranzgefäße auf Engstellen untersucht. Ein Kontrastmittel macht diese sichtbar. Der Herzkatheter wird über die Armbeuge oder Hüfte eingebracht. Im Falle einer Verengung können mithilfe eines Ballons die Arterien erweitert und Plaques entfernt werden. „Während der Herzultraschall bei jeder Diagnostik von Herzerkrankungen routinemäßig angewandt wird, setzen wir den IVUS im Herzkatheterlabor nur bei komplexen Fällen zusätzlich ein“, erklärt Frömmel.
Beim IVUS wird ein Katheter mit einer Ultraschallsonde über die Arterie eingebracht. Damit gelingt es, die Strukturen und Dimensionen der Herzkranzgefäße noch besser darzustellen, um bei Interventionen die Ballongröße zur Erweiterung der Arterien und die Stentgröße bestimmen zu können. „Bei einer IVUS-geführten Untersuchung sehen wir vor und nach der Implantation eines Stents sehr detailliert, ob dieser gut entfaltet ist und optimal sitzt“, so der Kardiologe. Mehrere Studien der letzten Jahre belegen, dass bei komplexen Eingriffen durch die Anwendung des intravaskulären Ultraschalls eine deutliche Verbesserung der Ergebnisse erreicht werden kann.
Nun muss Haacker Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen, um zu verhindern, dass sich an den Stents Blutgerinnsel bilden. Bereits am Tag ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus konnte sie die Einfahrt zu ihrem Pensionist*innenheim wieder ohne Verschnaufpause hinaufgehen. „Ich bin so glücklich. Nach drei Tagen im Krankenhaus habe ich ein neues Leben“, sagt die rüstige Pensionistin. „Ich freue mich besonders, dass ich mich nun wieder besser um meinen Mann kümmern und vieles unternehmen kann.“
Coverbild: Im Herzkatheterlabor ist genaueste Bildgebung mittels moderner Technologie, wie zum Beispiel dem dem intravaskulären Ultraschall, möglich.
(c) Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien