ein Foto von der Patientin bei der Reha
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Vom Rollator zu neuen Zielen

Medizin
Erfahrungsbericht

Ein schwerer Skiunfall stand am Anfang einer Odyssee des Leidens. Nach der Remobilisation im Herz-Jesu Krankenhaus Wien plant die sportliche Pensionistin nun die nächste Reise. Wie sie den Weg vom Rollator zu neuen Reiseplänen gefunden hat.

Von Claudio Honsal

Die Geschichte begann wie ein Wintermärchen im tief verschneiten Zauchensee, an einem sonnigen Februartag 2024. Als fürsorgliche Großmutter wollte Mag.a Doris Landauer mit ihrem zwölfjährigen Enkelsohn die Semesterferien auf der Piste verbringen. Nichts Außergewöhnliches für die sportliche Oma. Sie steht seit Jugendtagen auf Skiern. Doch dann ein gravierender Fehler, gleich am ersten Urlaubstag: Landauer ging auf die Piste, obwohl sie sich „nicht ganz wohl fühlte“. Die Pensionistin leidet an Skoliose, einer asymmetrischen Wirbelsäulenverformung. Sie schmerzt manchmal und verursacht allgemeine Befindlichkeitsstörungen. 

Ein Sturz, zwei gebrochene Beine

Auf einer schwarzen Piste begann das Unheil. Sie musste anderen Skifahrern ausweichen, war zu schnell und stürzte schwer. Die Folge: ein Oberschenkeldurchbruch links und ein Schienbeinkopfbruch am rechten Bein. Der Beginn einer Odyssee des Leidens. In Ermangelung eines Pulkschlittens (Akia) musste sie sich unter Schock auf einen Ski-Doo der Bergrettung hangeln. Mit zwei gebrochenen und nur notversorgten Beinen wurde Landauer bei vollem Bewusstsein zum Rettungswagen bei der Talstation gebracht.

Sie landete in der Praxis eines Notfallmediziners in Altenmarkt. „Unter Schock war ich noch fröhlich, machte sogar Scherze über den Bergdoktor, denn dieser Spezialist für Skiunfälle hieß zufällig auch Dr. Gruber.“ Es folgten ein Röntgen, die Sedierung und eine Sofortoperation im Krankenhaus Schwarzach. Einige Tage später die zweite OP. Ergebnis: drei Platinschrauben im rechten Bein und ein Platinnagel im linken.

Der Abteilungsname schockiert

Nach zehn Tagen ging es zurück nach Wien und für weitere zehn Tage ins Evangelische Krankenhaus. Danach folgten vier Wochen Rehabilitation in der Akutgeriatrie des Herz-Jesu Krankenhauses Wien. „Allein der Stationsname verschreckte mich“, scherzt die 69-Jährige. Unter der Leitung von Oberarzt Dr. Hugo Correia begann hier das mühsame Aufbautraining.

Spezielles Trainingsprogramm

„Frau Landauer war trotz der Schwere der Verletzungen in einem sehr guten internistischen Zustand, aber nicht mobil genug für ein selbstständiges Leben zuhause“, erinnert sich der Internist.

Hier wurden die Beine mit speziellen orthopädischen Trainingsprogrammen behandelt. Insgesamt vier Wochen musste Landauer einen von einem multiprofessionellen Team erstellten Plan aus physikalischen Therapiemaßnahmen inklusive intensiver Physiotherapie und Strombehandlungen absolvieren.

„Weil sowohl das linke als auch das rechte Bein gebrochen waren, beanspruchte die Therapie mehr Zeit“, erinnert sich Correia. „Ich bin begeistert, dass mir nur acht Monate danach eine strahlende Patientin entgegenkommt.“ 

Motivation im Kopf

Ziel des Teams der Akutgeriatrie und Remobilisation sei laut Correia die Entlassung von Patient*innen in die mobile Selbstständigkeit. „Wir geben ihnen Übungstools mit, mit denen sie zu Hause proaktiv weitertrainieren sollen.“ Neben dem professionellen Remobilisationsteam brauche es jedoch auch den Kopf. „Die Motivation unserer Vorzeigepatientin spielte eine entscheidende Rolle in der schnellen Genesung.“

Nach einem Rehaaufenthalt in Baden ist Doris Landauer überzeugt: „Alle diese Rehabilitationsmaßnahmen waren enorm wichtig für meine weitere Lebensgestaltung, denn alleine hätte ich nicht zuhause sein können. In der Remobilisation habe ich rechtzeitig die bestmögliche Behandlung erhalten.“

Heute denkt die sportliche Großmutter bereits wieder über einen Skiurlaub nach. "Diesmal kommen beide Enkelkinder mit. Ich werde allerdings nur die Begleitperson neben der Piste sein.“

 

Foto: Alex Kawka

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