Ich bin ein Mensch, der gerne alles unter Kontrolle hat. Ich bin strukturiert, kann organisieren und erstelle Checklisten für fast jede Lebenslage.
Aber mir ist auch bewusst, dass mein Gestaltungsspielraum Grenzen hat. Nicht alles kann ich kontrollieren und steuern. Ich kann beispielsweise nicht verhindern, eines Tages mit einer Krebsdiagnose konfrontiert zu sein. Ich muss meine Kinder ihren Weg gehen lassen, vertrauend, dass ich ihnen das richtige Rüstzeug mitgegeben habe. Und ich habe keine 100-prozentige Sicherheit, dass mich ein Jobwechsel zufriedener macht. Daran kann ich verzweifeln.
Oder ich wähle bewusst einen anderen Weg: Vertrauen. Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Dieses Vertrauen ist genährt von meinen Erfahrungen und von wohlwollendem Feedback. Vertrauen in die Menschen um mich herum. Mein Mut, mich ihnen anzuvertrauen, wird mit dem Gefühl von Verbundenheit belohnt und macht mein Leben reich. Vertrauen dem Leben grundsätzlich gegenüber. Die Welt um mich ist mir gut gesinnt und ich gehe meinen Weg nicht allein. Für mich persönlich kommt da auch Gott ins Spiel, von dem ich mich getragen weiß. Immer wieder zu üben, vertrauensvoll durchs Leben zu gehen, kann von der Last befreien, für alles verantwortlich zu sein und ständig steuern zu müssen.
Das Sprichwort, jeder ist seines Glückes Schmied, ist für mich nicht ganz richtig und auch zynisch, weil die Ausgangsvoraussetzungen jeder/jedes Einzelnen so verschieden sind. Das entbindet mich aber natürlich nicht von der Verantwortung, Entscheidungen zu treffen und entsprechend meiner Werte und Überzeugungen zu handeln.
Mein (Gott-)Vertrauen wird demnächst auf die Probe gestellt, wenn meine 15-jährige Tochter für ein Semester in die USA aufbricht. Ich werde sehen, wie gut es mir dann gelingt, loszulassen und zu vertrauen.
Bild: Werner Harrer