Anfang September hat die mediale Begleitung des assistierten Suizids von Niki Glattauer viele Menschen berührt, verstört und Fragen aufgeworfen.
Die Berichterstattung war emotional, teils dramatisierend und begleitet von Social-Media-Reels. Doch so berechtigt das Thema Sterben ist: Auch in der Art, wie wir darüber sprechen, braucht es Würde.
Wenn journalistische Beiträge nicht verschiedene Perspektiven zeigen, sondern nur einen Weg, provozieren sie ungewollt den sogenannten Werther-Effekt – also Nachahmungssuizide nach medialer Darstellung. Denn wer sich in einer ähnlichen Lage befindet, sieht dann womöglich nur die eine, in den Medien aufgezeigte Option.
Dabei gibt es sie – die anderen Wege, die Hoffnung geben. Etwa durch die Möglichkeiten der Hospiz- und Palliativversorgung, die oft mehr kann, als viele denken.
In dieser Ausgabe (Herbst 2025) stellen wir Marion Schaufler vor: Sie lebt mit metastasierendem Brustkrebs und geht ihren Weg mit Klarheit, Lebensfreude und einer Zielstrebigkeit, die berührt. Ihre Geschichte zeigt, dass schweres Leid und Lebenswille kein Widerspruch sind. (Artikel: "Lebensfreude ohne Alternative")
Medien tragen nicht nur gegenüber Betroffenen Verantwortung, sondern gegenüber uns allen. Die Richtlinien des Presserats und die Empfehlungen des Kriseninterventionszentrums fordern Zurückhaltung bei der Berichterstattung über Suizid, auch bei assistierter Sterbehilfe. Es braucht journalistische Sorgfalt, keine Inszenierung.
Denn Würde ist nicht nur eine Frage des Sterbens, sondern auch eine Frage, wie wir mit dem Leben umgehen.
Der Kommentar gibt die Meinung der Autorin wieder und muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
Bild: Vinzenz Gruppe / Weigelt